LdL ist ein Modell, das sich der Vorbereitung der Lerner auf die Wissensgesellschaft verpflichtet fühlt. Kernidee ist es, möglichst viele Lerner zu möglichst viel Aktivität zu führen und dazu als Grundprinzip den Lernern selbst möglichst viele Lehrfunktionen zu übertragen. Die Funktion des einstigen Lehrenden ist jene des vorbereitenden, begleitenden und unterstützenden Lernhelfers. Lerner und Lehrer sind Lernpartner. Der Stoff wird erst allmählich in der Gemeinschaft in eine Struktur gebracht und nicht sofort vom Lehrenden vorgegeben. Mit LdL werden neben Kernwissen Möglichkeiten zu Spezialisierung und Einübung von Selbst-, Sozial- und Methodenkompetenzen gefördert.
Zum Auftakt der Hochschuldidaktikwoche hat PD. Dr. habil. Margret Ruep (Ministerialdirektorin a.D., Ehemalige Rektorin der Pädagogischen Hochschule Weingarten) am Montag, 10. Februar, einen Festvortrag zum Thema „Lernen durch Lehren – ein nachhaltiges Lehr-Lern-Prinzip für das 21. Jahrhundert“ gehalten. Anschließend wurden von Prof. em. Dr. Jean-Pol Martin und Prof. Dr. Joachim Grzega über die Grundlagen für Lernen durch Lehren berichtet. Im weiteren Verlauf der Woche folgten Fortbildungen über das Lernen in Projekten von Prof. Dr. Joachim Grzega und über die Kombination von digitalem Lernen und LdL von Isabelle Schuhladen.
Abschließend widmete sich am 13. Und 14. Februar eine interdisziplinäre Gruppe von wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gemeinsam mit Herrn Simon W. Kolbe der Thematik Wertebildung und Werte. Im Rahmen der übergeordneten Dimension LdL war Ziel der Veranstaltung die Vermittlung von Grundkenntnissen zu LdL, die Erarbeitung und Überprüfung des Modells (=Kritik) für die Hochschuldidaktik und die Erfahrung von LdL in einem Modellversuch mit temporären, inhaltlichen und technischen Limitationen. Der Fokus der Einheiten zielte auf Werte und Wertebildung ab, insbesondere die innere Haltung wurde anhand von diversen Beispielen erarbeitet und diskutiert. In anspruchsvoller, aber kollegialer Atmosphäre stellten sich die Teilnehmenden konkreten Aufgaben und bearbeiteten diese auf Augenhöhe und in einem respektvollen Miteinander.
Bemerkenswert waren die multidisziplinären Zugänge zur Thematik und der von allen sehr gelobte produktive Austausch, der Platz für Kompetenzerwerb und Reflexion bot. Insbesondere da die Anwesenden in stark begrenzten Arbeitssettings (sie durften zum Teil kein Internet nutzen und Frontalunterricht war untersagt) einerseits mit dem Lern-Lehr-Ansatz Lernen durch Lehren und andererseits mit unbekannten Themeninhalten (z.B. der Umwelt-Enzyklika Laudato si‘ von Papst Franziskus) konfrontiert waren. So mussten Lösungen erarbeitet werden, die Wissen in relativ kurzer Zeit zusammenfassen und didaktisch an ein anspruchsvolles Publikum vermitteln konnten. Simon Kolbe plante bewusst viele Aspekte und Situationen ein, bei denen sich die Teilnehmenden offenen Fragestellungen widmeten, die zu bemerkenswerten Kontroversen führten. Dabei lernten alle bewusst und unbewusst andere Perspektiven über die eigene Situation kennen. Im Fokus standen: Ansprüche an die private und berufliche Lebenswelt; Strategien im Umgang mit Stress und Anforderungen; Sorgen, Erfolge und Lösungsoptionen in der eigenen Lehre; Perspektivenwechsel und fachliche Standpunkte aus den eigenen Wissenschaftsdisziplinen. In der Gruppenphase und anschließenden Umsetzung als Lehrende und Lernende zeigten die Teilnehmer*innen, welche Potenziale in ihnen lagen. Jeder und jede widmete sich kompetent und sicher den gestellten Aufgaben und die methodische Diversität war trotz der thematischen Parallelen und Limitationen sehr exzellent. Die Methoden-Repertoires wurden erweitert und individuelle Haltungen und Inhalte diskutiert, überdacht oder vorhandene Kompetenzen intensiviert und erweitert.